Sonntag, 9. Januar 2011

* Rezension * Nina Blazon - Ascheherz

Ascheherz - Nina Blazon

 

Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
Verlag: cbt (10.Januar 2011)
(Original)Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3570160657
Preis: 18,99€

Meine Bewertung: 8/9 Punkte 


Gestern noch hatte sie sein Herz gestohlen. Und heute erschien ihr das, was ihr widerfuhr, wie die Strafe dafür. Sie wollte ihm die Wahrheit sagen, aber die brennenden Fesseln raubten ihr den Verstand. Im Schatten sah sie, wie er das Schwert hob, und schloss die Augen. Ein paar Atemzüge später löschte die Schneide, die durch ihren Flügelmantel fuhr, auch die letzten Erinnerungen aus.


Inhalt
Summer erwacht in den Trümmern eines Hauses und kann sich an nichts mehr aus ihrer Vergangenheit erinnern. In ihren Träumen wird sie von einem geheimnisvollen Mann, den sie den Blutmann nennt, verfolgt, welcher nach ihr sucht um sie zu töten. Sie weiß nicht, was sie ihm getan hat, doch sie lebt ein Leben auf der Flucht, denn er scheint ihr näher und näher zu kommen. Für einige Zeit lässt sie sich als Schauspielerin in einer Hafenstadt nieder, doch als sie dabei ist sich in einen Jungen zu verlieben, steht der Blutmann plötzlich in Fleisch und Blut vor ihr und hebt sein Messer, um sie niederzustechen.
Erneut gelingt Summer die Flucht und sie lernt den Jungen Anzej kennen, der ihr auf eine Art und Weise bekannt vorkommt. Er ist der einzige Mensch, dem sie ihre Träume und Ängste anvertraut. Auf ihrer gemeinsamen Reise ins Nordland wird klar, weshalb Summer ihr Leben lang auf der Flucht war und welchen Verrat sie vor vielen Jahren begangen hat und plötzlich steht sie vor einer wichtigen Entscheidung.


Kritik
Nina Blazon ist wohl meine absolute Neuentdeckung. Selten war ich von einem Buch so begeistert, nachdem mich der Anfang so sehr gelangweilt hat.
Der Einstieg in die Geschichte fällt einem wirklich sehr schwer, da die ersten 200 Seiten nicht wirklich sehr viel passiert. Diese dienen eher einer Art Einleitung in die Geschichte. Mit Summer zusammen bekommt der Leser nach ihren Träumen stückchenweise Einblick in ihre Vergangenheit und in das Geheimnis, welches sie mit sich rumträgt. Langsam erkennt man, welchen Verrat sie einst begangen hat und welche Strafe auf diesen steht. Man fühlt mit Summer, die ihr Gedächtnis verloren hat, und es tut einem von Anfang an Leid, dass sie sich an nichts aus ihrer tragischen Vergangenheit wirklich erinnern kann.
Doch mit der Wahrheit kommen auch die blanke Furcht und das Entsetzen. Nachdem sie sich schließlich an den gröbsten Teil erinnern kann, nimmt die Handlung eine drastische Wendung, mit der ich niemals gerechnet hätte. Es ist überraschend und spannend zugleich.
Die Geschichte der Zorya und Lady Mar ist wirklich sehr interessant geschildert worden und da es mein erstes Buch von Nina Blazon war und ich die Welt noch nicht kannte, war auch diese neu und faszinierend. Die Natur und all die Lebewesen sind völlig unbekannt und heben sich von den üblichen Fantasy-Jugendbücher in soweit ab, dass wir keine Vampire oder Werwölfe vorfinden, was sehr positiv ist. Die Tierläufer sind sehr interessante Wesen, über die man in „Faunblut“ hoffentlich noch mehr erfährt.
Doch nicht nur die von Blazon erschaffene Welt weiß zu überzeugen, sondern auch die Charaktere. Summer ist ein Mädchen, was sich einfach nur wünscht mehr über ihre Vergangenheit zu wissen. Sie traut selten einem Menschen und öffnet sich anderen gegenüber nicht gerne, da sie nicht weiß, wer Freund und wer Feind ist. Immer mehr verstrickt sie sich in einem Netz aus Lügen, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Doch dann lernt sie Anzej kennen und alles verändert sich. Sie spürt eine angenehme Art der Verbundenheit in seiner Nähe und kann sich nicht erklären, woher diese wohl kommen mag.
Er ist ein engelsgleicher, gutaussehender Junge, dem Summer blind vertraut. Nachdem die beiden am Anfang kein Wort des jeweils anderen verstanden habe, ändert sich dies mit der Zeit. Die beiden werden Freunde und sogar etwas mehr. Da sie sehr einsam sind, brauchen und schätzen sie die Nähe des anderen und lassen sich nötige Freiräume, wo es nur geht.
Anzej jedoch ist ein weniger sympathischer Charakter, denn als Leser spürt man, dass er etwas verbirgt und auch ein Geheimnis hat, welches er nicht preisgibt. Als sich dann etwa bei der Hälfte des Buches herausstellt, was er getan hat, ist man als Leser sprachlos (ich zumindest war es sehr).
Doch auch die anderen wesentlichen Charaktere des Buches sind aus der Handlung einfach nicht wegzudenken. Der Blutmann tritt zunächst nur in Summer’s Träumen auf und wird als grausamer, düsterer Mann dargestellt, der alles daran setzt das Mädchen zu töten. Weshalb das so ist, weiß sie nicht, doch ist sich sicher, dass es mit ihrer Vergangenheit zu tun haben muss. Man lernt ihn aus verschiedenen Seiten ihrer Vergangenheit kennen und mehr und mehr scheinen sich die Bilder zu einem Ganzen zusammenzufügen.
Auch der Charakter der Lady Mar weiß zu überzeugen. Zwar spielt sie zunächst eher eine nebensächliche Rolle, doch auch dies ändert sich.
Das Zusammenspiel aller Charaktere ist einfach wunderbar und Nina Blazon scheint sich wahrlich einen Kopf über die Personenkonstellation gemacht zu haben. Es gibt so viele, einzigartige Wendungen, mit denen man auf keinen Fall hätte rechnen können. Ich war teilweise so sprachlos, dass ich das Buch erst einige Minuten zuklappen musste und mit offenem Mund an die Wand gestarrt habe, ehe ich weiterlesen konnte. Die vielen positiven Kritiken zahlen sich also allemal aus.
Natürlich gibt es auch eine wunderschöne Liebesgeschichte, die Gott sei Dank, nicht so schnulzig und kitschig, sondern lebendig und real dargestellt wird.
Doch nicht nur die wunderschöne, gut durchdachte Geschichte und die einzigartigen Charaktere zeichnen dieses Buch aus, sondern ebenso die bildhafte Sprache, die die gesamte Umgebung lebendig wirken lässt, sodass man sich als Leser vorkommt, als wäre man Teil der Handlung. Zudem ist die Wortwahl und der Schreibstil sehr schön flüssig zu lesen, nachdem man sich ein paar Seiten in Blazon’s Stil eingelesen hat. Auch die Unterteilung des Buches in fünf Abschnitte ist sehr gut gelungen, denn diese beinhalten immer ein neues, wichtiges Thema, an das sich Summer langsam aber sicher zu erinnern scheint. Zudem werden in einigen Kapiteln wunderschöne Gedichte, bzw. Liedtexte mit eingebracht, die ab und zu in Summer’s Träumen und Gedanken einen Platz finden. Diese sind nie fehl am Platz und geben einen noch tieferen Einblick in ihre Gefühlswelt und runden das Ganze nochmals ab.


Fazit
Nina Blazon kreiert mit „Ascheherz“ eine einzigartig schöne Geschichte, die nach einem etwas langen Einstieg zu fesseln weiß. Nur schade, dass es sich bei diesem Buch um ein alleinstehendes handelt und es somit keine Fortsetzung geben wird.



Ein großes Dankeschön geht an den CBT Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

1 Kommentar:

  1. Sehr schöne Rezension, ich hatte am Anfang auch meine Schwierigkeiten... Schade eigentlich, der Rest ist wirklich gut...

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